Moorsele
Karl Haug trat am 19. Oktober 1914 morgens zwischen halb 8 und halb 9 wahrscheinlich an dieser Brücke an, von der man diese Sicht auf eines der Wahrzeichen Kortrijks - den Broeltürmen - hat. Eventuell ist er aber eine Brücke flußaufwärts ausgerückt, die aber inzwischen von einer Betonbrücke für den Hauptverkehr ersetzt wurde.
Ich war natürlich entspannter unterwegs und war erst gegen 9:00 Uhr (Sommerzeit) startklar.
Die Straßenzüge in Heule, damals wie heute nordöstlicher Vorort von Kortrijk, sind genau auf auf der von [1931Orgeldinger] beschriebenen Route, die die 54. Reserve Division an jenem Tag nahm.
Im vorigen Bild war die Kirche von Heule zu sehen, im nächsten die von Gullegem.
Die Kirche von Moorsele - Sint-Martinus en Sint-Christoffelkerk - ist eine beeindruckende dreischiffige Hallenkirche.
In [1931Orgeldinger] S. 13. ist eine photgrahisch genaue Abbildung aus der Zeit des ersten Weltkriegs zu sehen. Das nächste Bild ist eine heutige Annäherung an diese Ansicht. Allerdings ist die alte Zeichnung zu weitwinklig und die Straßen sind dort so breit, als daß man sie so als Photo realisieren könnte. Ich habe mich überzeugt, daß mir Gebäude im Weg standen, die auch schon 1914 gestanden haben müßten. Erst danach fielen mir Schattenfehler in dem Bild aus Orgeldingers Buch auf. Man lernt aber im Vergleich mit der alten Zeichnung, daß die Kirche damals nur ein komplettes Kirchenschiff hatte - das linke Nebenschiff (hinten im Bild). Das Hauptschiff endete vor dem Chor, das rechte Nebenschiff sogar mit dem Querhaus.
Der geräumige Innenraum mit den vielen wuchtigen Säulen hat mich sehr beeindruckt. Allerdings ist die Kirche heute natürlich räumlich und symmetrisch vollendeter als Karl Haug sie gesehen haben kann. Die Säulen im nächsten Bild waren aber schon vorhanden, nur anstelle des Chors (rechts) war damals ein hohes Kirchenfenster.
Die Straße südlich der Kirche führt direkt auf die Kreuzung (ca. 500 m), an der nach Orgeldinger für Karl Haugs Division um 10:30 Uhr der Krieg begann. Sein Bataillon war aber zu weit hinten um eingreifen zu müssen. Es wurde bei den Kämpfen in Reserve gehalten, wahrscheinlich östlich der Kirche. Obwohl das Gefecht wahrscheinlich gegen geringe und im Rückzug befindliche britische Truppen geführt wurde (und nach Orgeldinger gegen 14:15 Uhr zu Ende war) bezog sein Bataillon abends in Moorsele Alarmquartier.
Auf dem letzten Bild ist wieder einer der vielen Marienschreine zu sehen. Er ist der größte, den ich abseits einer Kirche gesehen habe.
Die nächsten beiden Bilder sind von der Kreuzung aus gemacht, wo die 246-er angegriffen wurden: Einmal der Blick zurück nach Osten mit der Kirche im Hintergrund, das zweite Richtung Norden, von wo die verschanzten Engländer angriffen.
Ich habe die Bilder so geschoßen, daß man die moderne Siedlung nicht sieht, die sich von hier nach Westen, Nord- und Südwesten hinzieht, denn 1914 war diese Kreuzung am Ortsausgang.
Es folgen Bilder von der Heulebeek, dem Bach durch Moorsele. Sie sind mitten in der Neubausiedlung gemacht worden. Diese Stelle passierte Karl Haug allerdings erst am nächsten Morgen (19. Oktober 1914), denn am 18. lag sie noch in umkämpftem Gebiet.
| [1931Orgeldinger] | L. Orgeldinger Das Würrtembergische Reserve-Infanterie-Regiment 246 |